Fairness im Kindergarten

Gute Nachrichten für den Kindergarten: Nach jahrelangem Seilziehen um die unfaire 88%-Anstellungen der Kindergarten-Lehrpersonen hat heute der Kantonsrat mit 89:76 Stimmen zu unserer Motion „100% Stellen auch für Kindergartenlehrpersonen“ dem Regierungsrat den Auftrag gegeben, diesen Missstand zu beheben. Lesen Sie nachfolgend mein Votum in der heutigen Debatte.

Ich beginne mein Votum mit dem berühmten Zitat des früheren US-Präsidenten John F. Kennedy: «Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung: Keine Bildung». Denn ich finde, dieses Zitat passt sehr gut zu den heutigen Herausforderungen in der Volksschule – und ganz besonders zu den Herausforderungen im Kindergarten: Die eintretenden Kinder werden immer jünger und immer mehr Kinder mit «besonderen Bedürfnissen» sind zu integrieren, und in den ersten Wochen ist in manchen Kindergärten trotz des vorbildlichen Einsatzes der Kindergartenlehrperson die Klassensituation prekär.

Dass man gleichzeitig seit Jahren die entscheidenden Akteure in dieser herausfordernden Situation – nämlich die Kindergartenlehrpersonen! – unfair behandelt, ist ein Skandal! Tiefere Lohnstufen, ein maximaler Beschäftigungsgrad von 88% mit einer ganzen Kindergartenklasse, «windige» Berechnungen, bei denen man die Pausen von Primar- und Sekundarlehrpersonen im Lehrerzimmer mit den Intensivst-Kinderbetreuungspausen der Kindergartenlehrpersonen vergleicht… Und dann ist man noch erstaunt darüber, dass der Mangel an Kindergartenlehrpersonen zunimmt und immer weniger junge Menschen diesen wichtigen und faszinierenden Beruf ergreifen. Diese Situation ist einfach unhaltbar!

Als Kantonsratsmitglieder von EVP, SP und Grünen sind wir daher zur Überzeugung gelangt: So kann es nicht weitergehen, wir müssen etwas unternehmen – zum Wohl unserer Kinder! Wir wollen gut geführte Kindergärten, und wir sind darauf angewiesen, dass wir auch weiterhin auf engagierte Kindergartenlehrpersonen zählen können. Deshalb haben wir im Kantonsrat drei Vorstösse eingereicht – für die entlastende Senkung der Klassengrösse, für personelle Unterstützung durch Klassenassistenzen im ersten Kindergartensemester und für faire Anstellungsbedingungen von 100%, die den intensiven Non-Stop-Einsatz der Kindergartenlehrpersonen honorieren sollen.

Eine faire 100%-Anstellung der Kindergartenlehrpersonen würde rund 25 Mio Franken kosten – davon müsste der Kanton 5 Mio bezahlen. Doch was sind schon 5 Mio Franken bei einem Kantonsbudget von über 15 Milliarden – wenn wir damit starke Kindergärten für die Zukunft erhalten? Ich hoffe fest, dass viele von Ihnen sich mit der Situation des Kindergartens auseinandersetzen und unsere Vorstösse unterstützen. Weil Sie merken: Wir können nicht immer mehr Kinder mit immer herausfordernden Bedürfnissen schulen, ohne dass unsere Ressourcen verstärkt werden. Und wenn Sie noch immer den Eindruck haben, der Kindergartenlehrerinnen-Job sei kein vollwertiger, sondern nur ein 88 Prozent-Job, dann rate ich Ihnen, mal in Ihrer Wohngemeinde einen Schulbesuch im Kindergarten zu machen – Sie sind bestimmt herzlich willkommen. Und glauben Sie mir: Wenn sie mal einen Morgen lang auf einem kleinen Kindergartenstühlchen gesessen haben und auf Augenhöhe mit den Kindern den intensiven Kindergartenbetrieb live erlebt haben, werden Sie beeindruckt und fasziniert von der Arbeit der Kindergartenlehrperson sein, aber Sie werden auch nie mehr davon reden, dass Auffangzeit und Pause nicht zur Arbeitszeit zählen würden!

Ich bitte Sie daher im Namen der EVP, diesen Vorstoss zu überweisen.


Votum in der Kantonsratssitzung vom 25.5.20 von EVP-Kantonsrat Hanspeter Hugentobler. Die EVP wird sich weiterhin für faire Bedingungen und die Stärkung des Kindergartens einsetzen.
Unter Medienberichte können Sie nachlesen, was die Presse über meine Voten und Vorstösse berichtet.
Weitere Infos zu meinen Vorstössen im Kantonsrat finden Sie unter: Kantonsrat Zürich | Mitglieder | Hanspeter Hugentobler (zh.ch)
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