Journalismus muss positiver werden

hph„Bad news are good news“ – „schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten“, so lautet eine Binsenwahrheit der Medien. Doch der Journalismus muss aus Fehlern lernen und positiver werden.

Schlechte Nachrichten sind attraktiv, gute Nachrichten kaum. Oder hören Sie in den Medien von Ländern, die seit Jahren trotz ihrer grossen Unterschiedlichkeit in Frieden miteinander leben? Sehen Sie Beiträge über die Millionen von Ehepaaren, die sich während Jahrzehnten treu sind und einander selbst in schwierigen Zeiten gegenseitig unterstützen? Werden Sie überhäuft von Medienberichten, die zeigen, wie gut wir’s in unserem Land haben? Vermutlich kaum. Stattdessen vernehmen wir täglich von Kriegen, Konflikten, häuslicher Gewalt, Familiendramen, schlechten Regierungsentscheiden und intriganten Machtspielen  – und das oft in einer auf einzelne Personen zugespitzten negativen Art.

Erinnern Sie sich an den früheren deutschen Bundespräsidenten Wulff? Genau zwei Jahre sind es nun her, dass dieser unter einem Trommelfeuer der Medien mit Korruptionsvorwürfen zurücktreten musste. Nach aufwändigen Untersuchungen und Gerichtsverhandlungen ist das Urteil nun eindeutig: Wulff wird von jeglicher Schuld freigesprochen.

Das Urteil sollte vielen Medienschaffenden zu denken geben. Zwar haben sie die Aufgabe, als „vierte Gewalt im Staat“ den Finger auf wunde Punkte von staatlichen Akteuren zu legen. Doch bei immer mehr Medienschaffenden brennen unter Quoten- und Zeitdruck die Sicherungen jeder journalistischen Sorgfalt durch, sie schreiben ohne eigene Prüfung in Eile die Meldung anderer Medien ab und sie verbeissen sich stur in einmal gefasste Urteile.  Die NZZ schreibt zum Fall Wulff: „In Text und Bild spiegelte sich das Unvermögen, eine einmal gefasste Meinung zu revidieren und Sachverhalte zur Kenntnis zu nehmen, nicht Ressentiments. Aus dem Wunsch nach Aufklärung wurde eine Hexenjagd, aus einem gemeinsamen Interesse ein medialer Lemmingzug. Jeder wollte als erster den Beweis finden, der Wulff endgültig ans Messer liefern würde.“

Immer mehr Medienschaffende wünschen sich einen konstruktiveren Journalismus. Ulrik Haagerup, der Nachrichtenchef des dänischen Rundfunks, publizierte gar ein Buch zum Thema „Constructive News“. Journalismus soll wieder sachlicher, konstruktiver und positiver werden; Medienschaffende sollen nicht nur kritisieren und demontieren, sondern auch konkrete Impulse für Lösungen anbieten.

Als ERF Medien – mit dem Motto „Gute Nachrichten“ in unserem Logo drin – leben und arbeiten wir seit mehr als 40 Jahren genau in dieser Spannung zwischen „good news“ und „bad news“. Auch wir berichten über Probleme, Krisen und Unglücke. Aber wir wollen über alle unsere Medienkanäle viel Konstruktives für den Alltag anbieten, Lösungsansätze für eine gelingende Lebensgestaltung und vor allem die gute Nachricht kommunizieren, dass Gott uns Menschen liebt.

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