Faire Anstellungsbedingungen im Kindergarten

Die EVP setzt sich für einen starken Kindergarten als solides Fundament für einen erfolgreichen Bildungsweg unserer Kinder ein. Dazu gehören auch faire Anstellungsbedingungen für Kindergarten-Lehrpersonen. Lesen Sie dazu das nachstehende Votum von EVP-Kantonsrat und -Kantonalpräsident Hanspeter Hugentobler zur Anpassung der Lohnkategorie für Kindergarten-Lehrpersonen, gehalten am 28. November 2022. Der Kantonsrat stimmt der Anpassung der Lohnkategorie per 1. Januar 2023 mit 127 JA zu 38 Nein zu, lehnte es aber mit 103 NEIN (GLP, Mitte, FDP, SVP) gegen 66 JA (EVP, SP, Grüne, AL) ab, auf die noch immer fehlenden 100%-Anstellungen im Kindergarten einzugehen. Die EVP bleibt dran und setzt sich weiterhin für faire Bedingungen auf allen Schulstufen, gegen den Lehrpersonenmangel und damit für eine gute Bildung der nächsten Generation ein.

Wiederholung ist bekanntlich die Mutter des Lernens – ich erinnere an dieser Stelle daher gerne nochmals an das Zitat des österreichischen Komponisten Anton Bruckner, das ich vor zwei Wochen erwähnt habe: «Wer hohe Türme bauen will, muss lange beim Fundament verweilen». Wer unseren Kindern einen erfolgreichen Bildungsweg eröffnen will – der sie befähigt, als nächste Generation die Herausforderungen der Zukunft zu meistern – der muss ein solides Fundament legen. Und dieses solide Fundament wird im Kindergarten gelegt.

Die EVP ist deshalb sehr erfreut über die Absicht des Regierungsrates, die Kindergartenstufe zu stärken und die Lehrpersonen (endlich!) fair zu entlöhnen. Der Kindergarten muss grosse Herausforderungen bewältigen mit immer jüngeren Kindern, manchmal auch mit zu jungen Kindern, und mit immer mehr Kindern «mit besonderen Bedürfnissen». Machen Sie mal einen Besuch einen Vormittag lang im Kindergarten – und ich garantiere Ihnen, dass Sie einen Eindruck der heutigen Herausforderungen im Kindergarten bekommen! Ich kann immer wieder nur den Hut ziehen vor dem vorbildlichen Einsatz der Lehrpersonen, die Tag für Tag den «ganz normalen Wahnsinn» des Kindergartenalltags meistern. Sie fair zu entlöhnen, sollte eigentlich schon lange eine Selbstverständlichkeit sein, nicht erst in Zeiten des Lehrpersonenmangels.

Die EVP fordert schon seit Jahren faire Anstellungsbedingungen für Kindergarten-Lehrpersonen – und stimmt daher der Anpassung der Lohnkategorie zu. Eine faire Anstellung der Kindergarten-Lehrpersonen trägt entscheidend dazu bei, dass wieder mehr junge Menschen diesen wichtigen und faszinierenden Beruf ergreifen und dass unsere Kinder im Kindergarten ein solides Fundament für einen erfolgreichen Bildungsweg erhalten.

Zu fairen Anstellungsbedingungen gehört ein angemessener Lohn – und selbstredend in jedem Job! – eine korrekt berechnete Arbeitszeit! Dass wir es uns als staatlicher Arbeitgeber leisten, die Arbeitsberechnungen so zurechtzubiegen, dass unsere Kindergartenlehrpersonen trotz vollem Einsatz für eine Kindergartenklasse nur auf ein Pensum von rund 90% kommen können – und damit auch nur 90% Lohn – das schreit wirklich zum Himmel! Ausgerechnet die Intensivst-Auffangzeiten und die begleiteten Pausen sollen nicht zur Arbeitszeit zählen? Ich möchte mal schauen, was die Eltern sagen würden, wenn unsere Kindergartenlehrpersonen zur Kaffee-Pause ins Lehrerzimmer verschwinden würden, während 21 Kinder unbeaufsichtigt im und vor dem Kindergarten sich selbst überlassen würden! Und sowieso: Die «begleitete Pause» ist eine stufendidaktische Unterrichtssequenz, ebenso wie die Auffangzeit eine individuelle Fördersequenz darstellt.

Weil diese unfaire Arbeitszeitberechnung ein Skandal ist, habe ich zusammen mit Karin Fehr und Monika Wicki deshalb schon vor vier Jahren die Motion «100% Stellen auch für Kindergartenlehrpersonen» eingereicht, die am 25. Mai 2020 vom Kantonsrat mit 89 JA gegen 76 NEIN der Regierung überwiesen wurde. Darin fordern wir explizit, dass die «begleitete Pause» und die «Auffangzeit» berücksichtigt werden und die Arbeitszeit an einer Kindergartenklasse so auf 100% erhöht wird. Eine entsprechende Anrechnung ist beispielsweise im Kanton Aargau problemlos möglich.

Und was macht nun unsere Regierung mit dem Auftrag des Kantonsrates, Kindergartenlehrpersonen unter Anrechnung von Auffangzeiten und begleiteten Pausen ein 100%-Pensum mit ihrer Klasse zu gewähren? Sie sagt lapidar: Kindergartenlehrpersonen können ihr 90%-Pensum ja mit Zusatzarbeiten an der Primarschule aufbessern. Wie bitte?! War das unsere Forderung, die vom Kantonsrat unterstützt wurde? Nein, natürlich nicht – wir wollen ein 100%-Kindergarten-Pensum, nicht ein 90%-Pensum plus Zusatz-Jöbli…

Eine faire 100%-Anstellung der Kindergartenlehrpersonen würde rund 25 Mio Franken kosten – davon müsste der Kanton 5 Mio bezahlen. Doch was sind schon 5 Mio Franken bei einem Kantonsbudget von 18 Milliarden – wenn wir damit starke Kindergärten für die Zukunft erhalten?

Übrigens: Beim Lesen des letzten Satzes der regierungsrätlichen Antwort musste ich mir die Augen reiben, da steht nämlich: «Mit der Überführung der Kindergartenlehrpersonen in die gleiche Lohnklasse wird die in der Motion erwähnte Ungleichbehandlung behoben und damit dem Anliegen des Motionärs und der Motionärinnen entsprochen». NEIN und nochmals NEIN, unserem Anliegen wird mitnichten entsprochen! Ich stelle daher den Antrag, Ziffer II des Dispositivs zu streichen – also diejenige Bestimmung, dass die Motion «100%-Stellen auch für Kindergartenlehrpersonen» mit dieser Vorlage auch gleich beerdigt wird.

Unterstützen sie diesen Streichungsantrag von EVP, SP, Grüne und AL und ermöglichen Sie dadurch eine gründliche Auslegeordnung über die Frage der 100%-Anstellung der Kindergartenlehrpersonen im Laufe der nächsten 6 Monate. Das hat dann auch noch den Vorteil, dass wir diese Thematik im Rahmen der zu erwartenden Vorlage zum Berufsauftrag der Lehrpersonen in Ruhe sachlich beraten, abwägen und entscheiden können.

Nehmen Sie die Kindergarten-Lehrpersonen ernst und helfen Sie mit, das Fundament der Bildung unserer Zukunft stärken!

Unter Medienberichte können Sie nachlesen, was die Presse über meine Voten und Vorstösse berichtet.
Weitere Infos zu meinen Vorstössen im Kantonsrat finden Sie unter: Kantonsrat Zürich | Mitglieder | Hanspeter Hugentobler (zh.ch)
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