Mein Votum im Zürcher Kantonsrat zur Forderung der Reduktion des Angebots der Berufsvorbereitungsjahre vom 13.6.2016.
Wir alle in diesem Saal sind uns wohl einig: Berufsvorbereitungsjahre sind eine gute Sache!
Berufsvorbereitungsjahre sind als 10. Schuljahr eine wichtige Brücke zwischen Schule und Lehre, sie ermöglichen einen gelingenden Übergang von der Sekundarschule in die Berufslehre.
Mich erstaunt das Ansinnen der Postulanten, das Angebot der bewährten Berufsvorbereitungsjahre zu reduzieren und auch ihre Argumentation, dieses solle nicht als 10. Schuljahr genutzt werden. Ja, wofür denn dann?
In der Tat haben die Berufsvorbereitungsjahre auch gerade eine wichtige Funktion als «10. Schuljahr» für Schülerinnen und Schüler, die noch nicht reif genug sind für die Berufswahl. Statt ohne Lehrstelle nach der obligatorischen Schulzeit in der Arbeitslosigkeit zu stranden, können sie im Berufsvorbereitungsjahr ihre Mankos ausbügeln, spezifisches Berufswissen erlernen und die Berufswahl ein Jahr später erfolgreich meistern. Das Berufsvorbereitungsjahr ist ein wichtiges Element unseres Erfolgsmodells der dualen Berufsbildung und trägt entscheidend zur tiefen Jugendarbeitslosigkeit bei. Wieso dieses Erfolgsmodell gerade in Jahren gefährdet werden soll, in denen Schulabgängerinnen und –abgänger wegen der jedes Jahr früheren Einschulung immer jünger werden (und in manchen Fällen definitiv zu jung für eine Berufslehre), ist mir schleierhaft. Wir können nicht Schülerinnen und Schüler immer früher einschulen und dann meinen, sie seien im zarten Alter von 15 Jahren schon alle fit für die herausfordernde Lehrberufswelt!
Die EVP empfindet dieses Postulat als absolut falsches Signal – es zeigt unserer Meinung nach auch eine grosse Unkenntnis der Situation.
• Wir benötigen als Volksschule/Sekundarschulen ein Angebot für Jugendliche, die viele Absagen bekommen.
• Ein offener und grösserer Lehrstellenmarkt heisst noch lange nicht, dass alle eine Anschlusslösung finden.
• Vor allem auch die vielen Jugendlichen mit einer späten Einreise in die Schweiz sind gefährdet.
• Wir brauchen ein gutes Angebot von Berufsvorbereitungsjahren, dass Jugendliche davor bewahrt, schon mit 15 oder 16 Jahren in die Jugendarbeitslosigkeit abzustürzen.
Wir brauchen entsprechende Schulen, die auch weiterhin einen ausgezeichneten Leistungsausweis erbringen, so dass die allermeisten Absolventinnen und Absolventen nachher erfolgreich eine Lehre absolvieren.
Der EVP-Fraktion ist es ein grosses Anliegen, dass möglichst alle Jugendlichen nach ihrer Sekundarschulzeit einen nahtlosen Übergang in die Berufsbildung schaffen.
Wir lehnen daher eine Reduktion des Angebots der Berufsvorbereitungsjahre entschieden ab und empfehlen, dieses Postulat nicht zu überweisen.
Weitere Infos zu meinen Vorstössen im Kantonsrat finden Sie unter: Kantonsrat Zürich | Mitglieder | Hanspeter Hugentobler (zh.ch)
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