Die Grenzen der sonderpädagogischen Integration in der Volksschule sind erreicht!

schule_wohinWir haben in der Volksschule die Grenzen der sonderpädagogischen Integration erreicht. Was eigentlich ein gutes Anliegen ist – möglichst viele Kinder in die Regelklasse zu integrieren – wurde in seiner immer absoluteren Umsetzung zur Dauerbelastung ebendieser «Regelklasse». In manchen Klassen ist durch eine zu weit gehende Integration die Durchführung eines geordneten Unterrichtes daher nur noch erschwert möglich – und es werden immer mehr Klassenassistenzen zur «Bändigung» aufwändigerer Kinder eingesetzt; der Verschleiss bei den Lehrerinnen und Lehrern ist gross…

Wir verlangen daher eine Überprüfung der aktuellen Organisation der Sonderpädagogik. Insbesondere soll das aktuell verfolgte Ziel, möglichst alle Schülerinnen und Schüler im Rahmen der Regelklasse zu unterrichten, überprüft und mit alternativen Schulungsmodellen verglichen werden. Ich betone: «möglichst alle»: Die EVP ist nicht gegen die Integration an sich, aber sie will eine grössere Flexibilität in der Umsetzung!

Mit der Stellungnahme zum Postulat macht es sich der Regierungsrat (der vergangenen Legislatur…) etwas sehr einfach. Er stützt sich auf grösstenteils weit zurückliegende Studien, die nur einen Teilaspekt des Integrationsproblems behandeln. Die Fokussierung auf bestimmte Kinder mit Teilleistungsschwächen oder leichten Behinderungen ergibt ein völlig falsches Bild der Gesamtsituation. Die eigentliche Belastung der Schulklassen und der Lehrkräfte sind die stark verhaltensauffällige Schüler mit schweren erzieherischen Defiziten – sie stellen das Modell der Integration infrage. Die Zahl der stark verhaltensauffälligen Schüler übertrifft in vielen Klassen die Anzahl der speziell zu fördernden Kinder bei weitem. Gemäss einer Umfrage der Zürcher Kantonalen Mittelstufenkonferenz ZKM sind über 80 Prozent der Meinung, dass unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht alle Kinder integriert werden können. Die ZKM forderte deshalb bereits Ende 2013 klar: Wiedereinführung von Kleinklassen für Kindern, an denen die Integration scheitert. Manche Gemeinden versuchen, mit separativen Lösungen unter der Hand die Lehrpersonen zu entlasten. So werden Schüler oft in der Mehrzahl der Lektionen in Kleingruppen zu unterrichtet, ohne dass man von Kleinklassen sprechen kann. Über teilweise oder vorübergehende separative Lösungen in Kleingruppen oder Kleinklassen muss wieder offen geredet werden. Dabei steht die Frage eines besseren Finanzierungsmodells an erster Stelle. Es kann nicht sein, dass durch die Führung einer Kleinklasse für aufwändige Schülerinnen und Schüler dann aufgrund der geltenden VZE-Regelung dafür die übrigen Schülerinnen und Schüler mit riesigen Klassen bestraft werden.

Da die Antwort der früheren Bildungsdirektorin mit keinem Wort Stellung zum Problem der verhaltensauffälligen Schüler mit sehr hohem Betreuungsbedarf nimmt, ist die EVP-Fraktion der Meinung, dass das Postulat überwiesen werden sollte, um dieser dringenden Forderung der Schule Nachdruck zu verleihen – verbunden mit der Hoffnung, dass die neue Bildungsdirektorin sich dieser Problematik neu annimmt.

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