Samstag morgen, kurz nach acht Uhr, vor der örtlichen Migros-Filiale. Wie immer vor den Wahlen haben wir unseren EVP-Wahlstand aufgebaut, um mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern bei einem Kaffee ins Gespräch zu kommen und sie auf die Wahlen in drei Wochen aufmerksam zu machen. Als erfrischenden Gruss bieten wir den Passantinnen und Passanten feine Äpfel an. Wir sind noch kaum zehn Minuten vor Ort, als der stellvertretende Migros-Filialleiter uns anspricht, ob wir eine Bewilligung für die Aktion hätten. Selbstverständlich haben wir diese ordnungsgemäss beim Immobilienverwalter des Einkaufszentrums eingeholt – für den gleichen Platz wie immer. Der Migros-Chef sagt uns, Kunden hätten sich beschwert über unsere Aktion – und wir sollten unseren Stand ans andere Ende des Einkaufszentrums weg von der Migros verlegen oder höchst zurückhaltend agieren, denn die Migros sei “politisch neutral”…
Wir beharren auf der Bewilligung und bleiben. Bis 12 Uhr haben wir viele gute Gespräche mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern über die politische Situation der Schweiz, die aktuellen Herausforderungen und die kommenden nationalen Wahlen. Auf dem Nachhauseweg beschäftigt mich die Intervention des Migros-Kadermannes. Vor einer Migros-Filiale soll man offenbar nicht an die kommenden nationalen Wahlen erinnert werden – das ist schlecht fürs Geschäft. Ausgerechnet vor der Migros, deren Gründer Gottlieb Duttweiler einst mit seiner Partei im nationalen Parlament gegen Kartelle und für erschwingliche Produkte für den “einfachen Bürger” kämpfte. Ausgerechnet vor der gleichen Migros, die von sich sagt, ihre gesellschaftliche Verpflichtung wurzle tief in den Werten der Migros.
Dieses Erlebnis scheint mir symptomatisch für die heutige Zeit. Die Devise heisst: Hauptsache mein Geschäft floriert und mir geht es gut – was geht mich die Politik an? Dabei vergisst man, dass wir alle – auch die Migros – davon profitieren, dass Staat und Politik für eine gut funktionierende Infrastruktur und die Rahmenbedingungen für ein friedliches Zusammenleben sorgen. Und dass die Selbstverständlichkeiten, an die wir uns in unserem Land alle so gewöhnt haben, alles andere als selbstverständlich sind. Politik heisst “wir regeln das Zusammenleben von uns Menschen” – und dafür braucht es den Einsatz von jedem von uns in seinem Umfeld. Und es braucht 246 Männer und Frauen, die sich am 18. Oktober dafür wählen lassen, in den nächsten vier Jahren um zukunftsorientierte Lösungen für unser Land zu ringen.
Wer diese 246 Frauen und Männer sein werden, entscheiden Sie. Ihr Wahlcouvert haben Sie bereits erhalten – Sie haben die Wahl. Geschäftlicher Erfolg und persönliches Wohlergehen sind gut, aber nicht alles. Tragen Sie daher dazu bei, dass die Erfolgsstory Schweizer Demokratie weitergeht und wählen Sie. Es ist ganz einfach: Eine Liste auswählen, ins Couvert stecken, Stimmausweis unterschreiben und Couvert absenden. Dann haben Sie nicht nur der Demokratie Gutes getan, sondern auch sich selbst. Denn wie heisst es schon in der Bundesverfassung: “…dass nur frei ist, wer seine Freiheit gebraucht”.
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