Mutmacher

Schwarzmaler haben in diesen Tagen Hochkonjunktur. Eine düstere Pandemie-Prognose jagt die andere. Kaum gibt es einen Silberstreifen am Horizont über die Impferfolge, zerstört eine Meldung über eine neue Virusmutation die aufkeimende Hoffnung wieder. Zwar zeigen Epidemiologien oft mehrere und auch optimistischere Szenarien auf, aber in unseren Köpfen nisten sich meist die schlimmsten Prognosen ein. Und längst haben Epidemiologie-Fachleute und Politikerinnen und Politiker gemerkt, dass Schwarzmalerei umso mehr Aufmerksamkeit generiert, je düsterer und krasser sie formuliert ist.

Doch wenn wir in unseren Gedanken immer mehr in eine dunkle Welt düsterer Zukunftsszenarien eintauchen, verlieren wir nur allzu rasch Hoffnung und Lebensmut. Umso wertvoller sind Menschen, die uns mitten in der Krise zur Seite stehen, auch unter erschwerten Bedingungen Freundschaft leben und uns Mut zum Leben machen. Wie gut tun uns auch Politikerinnen und Politiker, die zwar nicht die Augen vor der schwierigen Realität nicht verschliessen, in der wir gegenwärtig leben, aber die auch auf die hoffnungsvollen Zeichen und die positiven Perspektiven aufmerksam machen.

Ein vorbildlicher Mutmacher-Politiker war für mich immer Alt-Nationalrat Franz Steinegger. Für seine verschiedenen wertvollen Einsätze in manchen Krisensituationen – von der Bewältigung von Unwetterkatastrophen bis zur Rettung der Landesausstellung – erhielt er den als Kompliment gedachten Beinamen «Katastrophen-Franz». Als er vor Jahren in einem Radiointerview über die komplexe politische Zukunft der Schweiz in Europa einmal gefragt wurde, wie zuversichtlich er sei, dass es eine Lösung gebe, gab er zur Antwort: Auch wenn er die Lösung nicht konkret sehe, sage er immer: „Die Schweiz wird von der Vorsehung Gottes auch noch geleitet“. „Vorsehung“ – dieser Begriff erinnert mich an die Worte auf dem Rand des Fünflibers: „Dominus providebit“ – lateinisch für „Der Herr wird vorsorgen“.

Mich beeindrucken Politikerinnen und Politiker wie Franz Steinegger, die in Krisen die Ärmel hochkrempeln, Mut machen und helfen, Perspektiven zu vermitteln, dabei aber auch bescheiden bleiben im Wissen: Die Politik kann und muss nicht alles im Griff haben. Es gibt eine höhere Instanz. Daran kann uns der Fünfliber täglich erinnern.

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