Kantonsrat unterstützt EVP-Vorstoss für ein zeitgemässes Nachtnetz

Der Kantonsrat hat an seiner Sitzung vom 19. August 2019 meinen Vorstoss für ein zeitgemässes Nachtnetz für den Kanton Zürich mit 90 zu 79 Stimmen unterstützt. Lesen Sie hier mein heutiges Votum im Parlament.
Geschätzter Herr Präsident, geschätzte Frau Regierungspräsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen
Stellen Sie sich vor, Sie haben den Ausgang in Winterthur genossen und stehen um halb drei Uhr morgens am Bahnhof Winterthur – und Sie wollen nach Hause fahren an Ihren Wohnort in Bauma. Kein Problem, denken Sie, es gibt ja das gute Zürcher Nachtnetz. Sie schauen in die ZVV-App und sehen erfreut, dass der Nachtzug gleich in fünf Minuten abfährt –  02:35 geht’s los. Doch dann trauen Sie Ihren Augen kaum:
Winterthur ab 02:35 – Zürich HB an 02:58, Zürich HB ab 03:18, Wetzikon an 03:38, Wetzikon ab 03:43, Bauma an 04:11. 1 Stunde 36 Minuten für die Fahrt von Winterthur ins 25km entfernte Bauma?

Oder ein anderes Beispiel: Die Fahrt von Winterthur nach Pfäffikon ZH (19km) dauert 66 Minuten (via Stettbach nach Schwerzenbach und von da mit dem Nachtbus durchs Oberland), nach Saland (20km): 79 Minuten, oder noch verrückter: Von Uster ins 7 km entfernte Pfäffikon – ebenfalls via Schwerzenbach: 56 Minuten; von Wetzikon nach Pfäffikon (6km) – Sie ahnen es, auch hier via Schwerzenbach 68 Minuten! Bei solchen Fahrzeiten erreichen Sie Durchschnittsgeschwindigkeiten von 5km/h – da können Sie ja gleich zu Fuss gehen. Und bei solchen Fahrzeiten ist es kein Wunder, wenn für den Ausgang wieder vermehrt das Auto benutzt wird.
Ganz grundsätzlich: Unser Zürcher Nachtnetz ist ein Erfolgsmodell – kein Wunder, ist einer der Väter ja auch der frühere EVP-Kantonsrat Kurt Schreiber – der den
Ausbau des S-Bahn-Angebotes während der Nächte der Wochenende forderte. Der Rest ist Geschichte: Der Kantonsrat überwies das Geschäft 177/2000 an den Regierungsrat. Und im Jahr 2002 wurde das Nachtangebot eingeführt. Seither sind die nächtlichen Fahrgastzahlen explodiert – die Nachfrage hat sich verzehnfacht. Die Nachtlinien sind sehr gut frequentiert, manche Nachtbusse gar überfüllt – und das trotz Nacht-Fünfliber. Alles bestens könnte man sagen…

Aber die Zeit ist nicht stehen geblieben seit 20 Jahren. Das Freizeit- und Ausgehverhalten hat sich stark verändert. Während sich das Ausgehverhalten früher auf den Abend konzentrierte und nach Mitternacht «Sammel-Nachtlinien» dann noch die «Spätheimkehrer» transportierten, kommt heute das Nachtleben erst gegen Betriebsschluss in Schwung. Diese Verlagerung des Ausgehverhaltens in die nächtlichen Morgenstunden ruft nach häufigeren Verbindungen und nach einer besseren Erschliessung vernachlässigter Regionen.

Konkret fordern wir:
• Abdeckung aller Regionen durch Nacht-S-Bahnen statt der Sammel-Nachtbusse
• Angleichung des Angebotes an das Tagesnetz
• Insbesondere fordern wir die Einführung des Einstiegs (nicht nur des Ausstiegs) an allen Nachtbus-Stationen, um eine flächendeckende Erschliessung in alle Richtungen sicherzustellen
Denn die ZVV-Benützerinnen und -Benützer im Jahr 2019 wollen nicht einfach nur von Zürich nach Hause kommen, sondern da sind viele, die auch an anderen Orten des Kantons nachts im Ausgang sind und zu Besuch bei Freunden irgendwo im Kanton – und die dann mit dem öffentlichen Verkehr nach Hause fahren wollen. Der Kanton Zürich ist mehr als die Stadt Zürich – das gilt auch für unser heutiges Ausgehverhalten und das hat darum auch für das Nachtnetz zu gelten. Ein Nachtnetz übrigens, dass künftig mindestens auch schon am Donnerstagabend in Betrieb sein sollte.
Vor 16 Jahren gehörten wir mit unserem Nachtnetz zu den fortschrittlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossenen Regionen. Heute müssen wir dringend nachbessern, um ein Nachtnetz für die 2020er-Jahre zu gewährleisten, das auch in Zukunft möglichst viele Menschen in unserem Kanton auch nachts umweltfreundlich und sicher transportiert. Über das in Auftrag gegebene umfassende Konzept für ein zukünftiges Nachtnetz freuen wir uns. Und es ist natürlich schön, dass der Kantonsrat in seinen Grundätzen das Nachtnetz «nachfragegerecht punktuell weiterentwickeln» will. Und es ist natürlich ebenfalls schön für uns Oberländer und Tösstaler, dass wir kurz vor den Sommerferien dem ZVV-Strategiebericht entnehmen konnten, per Dezember 2019 werde eine neue Nacht-S-Bahn SN8 von Zürich HB über Wallisellen und Effretikon nach Pfäffikon ZH eingeführt – dafür möchte ich mich an dieser Stelle bei der Volkswirtschaftsdirektorin und den ZVV-Gremien im Namen des Zürcher Oberlandes herzlich bedanken!
Aber wir gehen davon aus, dass eine «nachfragegerechte Weiterentwicklung» mehr als „punktuelle Verbesserungen“ auslösen wird. Wir hoffen, dass der Regierungsrat und dann auch der Kantonsrat mutig Weichen stellt für ein Nachtnetz, das auf zeitgemässe Art und Weise den Menschen in diesem Kanton dient und keine Region abhängt.
In diesem Sinne empfehle ich Ihnen Überweisung des Postulats.
Votum in der Kantonsratssitzung vom 19.8.19 von EVP-Kantonsrat Hanspeter Hugentobler. Der Vorstoss wurde mit 90:79 Stimmen überwiesen.
Unter Medienberichte können Sie nachlesen, was die Presse über meine Voten und Vorstösse berichtet.

Weitere Infos zu meinen Vorstössen im Kantonsrat finden Sie unter: Kantonsrat Zürich | Mitglieder | Hanspeter Hugentobler (zh.ch)

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Ein Gedanke zu „Kantonsrat unterstützt EVP-Vorstoss für ein zeitgemässes Nachtnetz

  1. Danke, Hanspeter!
    Ich hatte mich riesig gefreut, gestern in den SRF-Nachrichten um 14.00 im Radio, war dies Thema, inklusive einem Ausschnitt deines Kantonsrats-Votums (als Audio)!
    Gratuliere – die EVP rockt!

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